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Anbaubedingungen immer schwieriger

Preis-Explosion: Darum werden Haselnüsse jetzt teurer

  • Aktualisiert: 10.08.2025
  • 06:01 Uhr
  • dpa
Für viele ist die Haselnuss der Favorit unter den Nüssen. Doch bald könnte sie jedoch ein kostspieliges Vergnügen werden.
Für viele ist die Haselnuss der Favorit unter den Nüssen. Doch bald könnte sie jedoch ein kostspieliges Vergnügen werden.© Daniel Karmann/dpa

Schlechte Nachrichten für Nussfans: In der Türkei hat Frost die Haselnussernte stark geschädigt. Die Preise explodieren – und das könnte sich bald in Schokolade & Co. niederschlagen.

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Inhalt

Die Entwicklung betrifft Schokolade, Aufstriche und Müsli. Die Haselnusspreise sind seit Jahresbeginn bis nun zur Erntezeit um mehr als ein Drittel gestiegen. Das trifft in Deutschland Unternehmen wie Ritter Sport, Seeberger oder Zentis trifft.

Die hohen Preise hängen mit der Besonderheit des Haselnussmarkts zusammen. Denn mit der Türkei gibt es ein Erzeugerland, das den Weltmarkt dominiert. Rund 60 Prozent der Haselnüsse wachsen vor allem an den grünen Berghängen entlang der Schwarzmeerküste, wo die Nuss wegen ihrer Bedeutung auch "grünes Gold" genannt wird.

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Kältefront sorgt für Ernteausfälle in der Türkei

Im April schädigte ein Kälteeinbruch dort Blüten und Triebe - wonach Preise bereits vor Erntebeginn kletterten. Von einem der ärgsten Agrarfröste in der Geschichte der Türkei sprach Landwirtschaftsminister Ibrahim Yumakli. Expert:innen führten als Grund den Klimawandel an, der Extremwetter häufiger werden lässt.

Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, dass der Getreiderat, ein staatlicher Marktregulierer, dieses Jahr einen Rückgang der Ernte um 36 Prozent auf etwa 450.000 Tonnen erwarte.

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Ritter Sport: Doppelbelastung durch steigende Preise

Der Preissprung trifft besonders Unternehmen, die auch teuren Kakao beziehen. Beispielsweise den Schweizer Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli, die Elmshorner Müslimarke Kölln oder Ritter Sport aus Waldenbuch bei Stuttgart. Ritter Sport verarbeitet mehrere Tausend Tonnen Haselnüsse im Jahr, die überwiegend von der türkischen Schwarzmeerküste kommen, in kleineren Teilen auch aus den USA.

Die Nachtfröste in der Türkei und die Preissteigerungen hätten spürbare Auswirkungen auf den Schokoladenhersteller, sagt ein Unternehmenssprecher. Haselnüsse seien wie Kakao kostenintensiv. "Wir registrieren mithin eine massive (Doppel-)Belastung auf der Rohstoffseite." Die Belastung werde auch nicht wieder weggehen - auch wegen des Klimawandels.

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Seeberger: Entwicklung ist Ausdruck von Klimarisiken 

Der Snackanbieter Seeberger aus Ulm bietet naturbelassene Haselnusskerne an. Die Kerne stammen aus Italien, dem zweitwichtigsten Anbauland. Dennoch träfen die erwarteten Ausfälle in der Türkei auch Seeberger, berichtet ein Firmensprecher. Denn die Türkei habe als größter Produzent Auswirkungen auf den globalen Markt, was auch Preise in Italien steigen lasse.

"Die aktuelle Entwicklung ist auch Ausdruck der zunehmenden Klimarisiken für die Landwirtschaft", heißt es von Seeberger. Dass Klimawandelfolgen Preise steigen lassen, etwa von Essen, nennen Wissenschaftler "Climateflation".

Ferrero verneint Lieferunterbrechungen 

Die Preissteigerungen dürften vor allem den weltweit größten Einkäufer von Haselnüssen treffen: den Nutella-Produzenten Ferrero, der schätzungsweise etwa ein Drittel aller Haselnüsse bezieht.

Die Preisentwicklung kommentiert das Unternehmen auf Anfrage nicht. Dass es zu Lieferunterbrechungen komme, verneint Ferrero. Haselnüsse bezieht Ferrero außer aus der Türkei auch aus Italien, Chile und den USA, was die Versorgung sicherstelle.

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Marktbeobachter: "Der Haselnusspreis ist derzeit sehr hoch"

Alexander Sterk hat in Amsterdam die Plattform Vesper BV gegründet, die Daten zu Lebensmittelmärkten bereitstellt, die oft undurchsichtig sind. Dazu befragt Vesper Produzenten, Händler und Lebensmittelunternehmen - auch aus Deutschland. Sterk berichtet, eine Tonne türkischer Haselnusskerne koste inzwischen etwa 9.400 Euro. Das entspreche seit Jahresbeginn einem Plus von mehr als einem Drittel.

"Der Haselnusspreis ist derzeit sehr hoch", sagt der frühere Händler Sterk. Deshalb werden Haselnüsse ihm zufolge zurzeit kaum gehandelt - anders als etwa Erdnüsse. Auch bekomme er mit, dass Unternehmen versuchten, Rezepte zu ändern, um den Haselnussanteil zu senken.

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Mandeln als günstigere Nuss-Alternative

Rainer Lückenhausen ist Partner beim traditionsreichen Hamburger Handelshaus Schlüter & Maack, das unter anderem auf Haselnüsse spezialisiert ist. Er schätzt, dass Unternehmen auf andere Nussarten ausweichen werden: insbesondere Mandeln, "die preislich interessanter sind".

Lückenhausen vermutet, dass zumindest weitere Preissprünge der Haselnusskerne ausbleiben werden. "Mit gravierenden weiteren Ernterückgängen wird derzeit nicht gerechnet." Ein Unsicherheitsfaktor sei der Klimawandel. Der führe zu Wetterveränderungen, die Einfluss auf die Erträge hätten. Die Auswirkungen ließen sich schwer vorhersagen.

Abhängigkeit vom "grünen Gold" und höhere Preise

Die Frostschäden in der Türkei treffen vor allem die Produzenten. Viele Bauern sind nicht gegen Ernteausfälle versichert. In Dörfern an der Schwarzmeerküste ist der Haselnussanbau wirtschaftlich so dominant, dass er oft die einzige Einkommensquelle bildet. "Der Winter war hart hier. Der Schnee im April hat alles ruiniert", sagt eine Erntehelferin der türkischen Nachrichtenagentur DHA.

Die staatliche Getreidebehörde legte vor wenigen Tagen zur Erntezeit wie üblich einen offiziellen Mindesteinkaufspreis für Haselnüsse fest, der den Markt stabilisieren soll. Dieses Jahr liegt der Einkaufspreis eines Kilogramms Nüsse bei rund 4,20 Euro. Das ist knapp 17 Prozent höher als im Vorjahr auf Eurobasis. Auf Basis der Landeswährung Lira, die immer wieder abwertet, ist es eine Erhöhung von mehr als 50 Prozent.

Der Vorsitzende der Landwirtschaftskammer der Anbauregion Giresun, Nurittin Karan, erwartet dennoch, dass Abnehmer aus Deutschland und anderen Ländern die Bestände schnell aufkauften. Was eine Knappheit in Deutschland abfedern könnte: Für den türkischen Markt solle ein deutlich kleinerer Teil der Ernte zurückgehalten werden. Der Rest gehe in den Export.

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