Bei Carmen Miosga
"Proof Me Wrong": Warum Jens Spahn Charlie Kirk als Vorbild sieht
- Veröffentlicht: 22.09.2025
- 14:23 Uhr
- Claudia Scheele
Im Gespräch mit Caren Miosga äußert sich Jens Spahn zur Absetzung von Jimmy Kimmel, zu Donald Trumps Umgang mit Andersdenkenden und zur Rolle von Charlie Kirk in der US-Debatte. Der CDU-Politiker warnt vor einer ähnlichen Polarisierung in Deutschland.
In der ARD-Talkshow von Caren Miosga zu Besuch bezeichnete Jens Spahn die Absetzung von Jimmy Kimmels Late-Night-Show durch ABC als bedenklich, lehnte es jedoch ab, den Vorgang als Zensur zu bezeichnen. "Zensur ist ein großes Wort, aber es ist natürlich… Im Grunde passiert das, oder nutzt jetzt MAGA, wenn man so will, nutzt in Teilen die Trump-Seite das, was vorher von der anderen politischen Seite kam", erklärte er. Spahn spielte damit auf die Instrumente der Cancel Culture an, die ursprünglich von progressiven Kreisen genutzt wurden und nun von konservativen Gruppen aufgegriffen wurden.
Spahn zu Kimmel-Aus: Zensur ist ein großes Wort
"Das ist in beiden Fällen falsch. Ich will das gar nicht rechtfertigen", betonte Spahn. "Ich beschreibe nur, dass gerade sozusagen die eher konservative, rechte Bewegung jetzt die Instrumente der linken Bewegung nutzt, und sie sind in beiden Fällen falsch." Er kritisierte auch den Sender ABC: "Allerdings auch die Frage, warum macht eigentlich der Sender da so mit. Das ist natürlich die nächste Frage, die sich stellt."
Charlie Kirk: Ein Beispiel für Debattenkultur
Ein zentraler Punkt in Spahns Aussagen war die Rolle des kürzlich ermordetetn Aktivisten und Trump-Vertrauten Charlie Kirk. Spahn lobte Kirk ausdrücklich für dessen Bereitschaft, sich kritischen Diskussionen zu stellen. "Das war übrigens Charlie Kirk dann schon, dass der sich der Debatte gestellt hat. 'Proof Me Wrong', hat er ja gesagt. Er war jemand, der auch sehr bewusst in die Themen und Situationen reingegangen ist, wo man mit der anderen Meinung konfrontiert wird."
Spahn hob hervor, dass diese Haltung in den polarisierten USA eine Seltenheit sei und als Vorbild dienen könne. "Das finde ich erstmal was sehr Starkes und Wichtiges", erklärte er. Gleichzeitig zeigte sich Spahn besorgt über die zunehmende Polarisierung: "Aber ansonsten ist das in den USA sehr extrem polarisiert, immer weniger setzt man sich mit den anderen auseinander."
Trump und die Spaltung der Gesellschaft
Auf die Frage nach Donald Trumps Demokratieverständnis äußerte sich Spahn kritisch: "Es ist ein schwieriges und es ist generell schwierig, wie das in den USA sich entwickelt, aus meiner Sicht." Er beschrieb die gesellschaftliche Spaltung in den USA als schmerzhaft: "Es tut einem ja weh. Ich bin wirklich ein überzeugter Transatlantiker, wie diese Gesellschaft immer weiter polarisiert, immer weniger Sprech- und Sprachfähigkeit miteinander da ist."
Spahn warnte vor den Gefahren von Hass und Hetze auf beiden Seiten des politischen Spektrums. "Hass ist ja das Problem, wenn es anfängt, auch um Meinungsfreiheit zu gehen, wenn ich anfange, jemand, der anders denkt als ich, nicht mehr in seiner Würde zu sehen, ihn entmenschliche." Dies sei ein zentrales Problem in den USA, das langfristig die Demokratie gefährde: "Das macht auf Dauer für eine Demokratie – deren Kern ja das Gespräch ist, die Debatte ist, das Miteinander-Ringen ist – schwierig."
Parallelen nach Deutschland: Offenheit bewahren
Spahn zog im Gespräch auch Parallelen zu Deutschland und warnte davor, ähnliche Entwicklungen wie in den USA zuzulassen. "Vielleicht sollten wir alle miteinander gelegentlich – mit Blick auf die USA – wo es diese wahnsinnige Polarisierung gibt… vermeiden, dass wir in Deutschland, in Europa, in eine ähnliche Situation kommen", erklärte er. Es sei wichtig, Debattenräume offen zu halten und auch mit Andersdenkenden respektvoll umzugehen.
Abschließend betonte Spahn: "Man kann einen schönen Abend haben, auch wenn man eine andere Meinung hat." Diese Fähigkeit drohe jedoch verloren zu gehen – eine Entwicklung, die Spahn auch in Deutschland beobachtet und die ihm Sorge bereitet.
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