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Bedrohung durch Russland

Schießtraining an polnischen Schulen: Europas Jugend und das Wehrbewusstsein

  • Veröffentlicht: 16.09.2025
  • 11:46 Uhr
  • dpa
Das eintägige Programm "Trainiere mit der Armee" soll das Interesse der Bürger:innen an der polnischen Armee wecken.
Das eintägige Programm "Trainiere mit der Armee" soll das Interesse der Bürger:innen an der polnischen Armee wecken.© Doris Heimann/dpa

Die russische Aggression wirkt sich auch auf die Jugend in Europa aus. In vielen Ländern wird jungen Menschen auf unterschiedlichste Art militärisches Wissen vermittelt.

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Inhalt

  • Frankreich
  • Polen
  • Tschechien
  • Baltische Staaten

Nicht zuletzt nach den Drohnen-Vorfällen in Polen und Rumänien steigt die Alarmbereitschaft in Europa. Das bringt auch Veränderungen für die junge Bevölkerung mit sich: Während in Deutschland der neue Wehrdienst diskutiert wird, setzen andere europäische Länder schon früher und breiter auf eine Militärausbildung der Jugend.

Von Schießtraining in der Schule über Militärübungen in den Sommerferien bis zu Drohnenpraxis für Jugendliche - angesichts der sich weltweit verschärfenden Konfliktlage und der Bedrohung durch Russland wollen viele Staaten das Wehrbewusstsein junger Menschen stärken. Ein Überblick über die aktuellen Entwicklungen in EU-Ländern.

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Frankreich

Ab September soll der für alle zwischen 16 und 25 Jahren verpflichtende "Tag der Verteidigung und der Staatsbürgerschaft" (Journée défense et citoyenneté - JDC) in Frankreich eine deutlich stärkere militärische Färbung bekommen und sich mehr am Alltag von Soldat:innen orientieren. Bisher gab es für die Jugendlichen einen halben Tag lang Unterricht über allgemeine Herausforderungen und Ziele der Landesverteidigung sowie Möglichkeiten, sich zu engagieren.

Jetzt soll die Veranstaltung "spielerischer, dynamischer und immersiver" werden, heißt es auf der Seite des Armeeministeriums. Und auch länger: Sieben Stunden sind nun vorgesehen. Auf dem Programm sollen unter anderem Lasersportschießen, eine Mahlzeit mit Militärverpflegung und das Eintauchen in Trainings- und Einsatzsituationen von Soldat:innen mithilfe von virtueller Realität stehen. Ein genaues Startdatum für das neue Format steht noch nicht fest.

Darüber hinaus gibt es in Frankreich den freiwilligen "Allgemeinen nationalen Dienst" (Service National Universel - SNU) für 15- bis 17-Jährige, der 2019 startete und dessen Überarbeitung derzeit diskutiert wird - auch unter dem Aspekt eines Wehrdienstes. Die Wehrpflicht wurde in Frankreich 1997 gesetzlich abgeschafft.

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Polen

Polen hat bereits zum Schuljahr 2024/25 verpflichtendes Schießtraining für alle Schüler:innen der 8. und 9. Klassen eingeführt. Hintergrund ist der russische Angriffskrieg gegen Polens Nachbarland, die Ukraine. Im Fach "Erziehung für die Sicherheit" sollen die Kinder ab dem Alter von 14 Jahren Schießfertigkeiten lernen. Der Lehrplan umfasst Unterricht im Zusammenbauen und Zerlegen von Waffen sowie im Zielschießen. In den meisten Schulen werden in den Kursen, die in den Schulturnhallen stattfinden, Schusswaffenrepliken oder Laserpistolen verwendet. Es gibt allerdings auch Schulen mit richtigen Schießständen und Lehrer:innen, die eine Ausbildung zum Sportschützen haben.

Das Fach umfasst auch noch weitere Punkte. So heißt es im Lehrplan, die Schüler:innen sollten vertraut gemacht werden "mit den geopolitischen Bedingungen für Sicherheit, die sich aus der Lage Polens ergeben". Außerdem sollen sie lernen, wie man sich in Kriegssituationen verhält. Dazu zählen Regeln zur Sicherung des Überlebens in Schutzräumen und Erste Hilfe bei Angriffen mit konventionellen Waffen.

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Tschechien

Die tschechische Armee hat in diesem Jahr erstmals freiwillige Militärübungen für junge Menschen während der Sommerferien veranstaltet. Das Angebot richtete sich an volljährige Schüler:innen weiterführender Schulen. Es gab nach Angaben der Armee mehr als 700 Teilnehmer:innen, die auf acht Standorte verteilt wurden. Junge Frauen machten demnach rund 20 Prozent der Beteiligten aus.

Ziel der vierwöchigen Übung sei es gewesen, junge Menschen auf Krisensituationen vorzubereiten und die Verteidigungsfähigkeit des Landes zu stärken, teilte die Armee mit. Absolvent:innen des Kurses erhielten eine finanzielle Entlohnung in Höhe von umgerechnet rund 1.650 Euro. Sie wurden unter anderem in militärischer Taktik, dem Schießen mit Handwaffen, dem Wurf von Granaten, der Orientierung im Gelände und in Erster Hilfe unterwiesen.

Die tschechische Armee intensivierte zuletzt zudem ihre Öffentlichkeitsarbeit, um neue Rekrut:innen anzuwerben, zum Beispiel mit einem "Tag der Armee" im Mai im Stadtzentrum von Prag. Seit dem Beginn des Ukrainekriegs ist das Interesse am Dienst in der Berufsarmee zurückgegangen. Die Wehrpflicht hatte Tschechien Ende 2004 abgeschafft.

Baltische Staaten

Die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sehen sich durch Russland besonders bedroht. Die kleinen NATO- und EU-Mitglieder grenzen direkt an Russland oder Belarus. Sie haben sich 1991 von der Sowjetunion gelöst, doch Moskau betrachtet das Baltikum weiter als seine Einflusszone.

In allen drei Ländern gilt deshalb die Wehrpflicht. Estland hat sie seit Wiedererlangung der Unabhängigkeit, der Dienst dauert elf Monate. Litauen führte den Wehrdienst 2015 wieder ein. Er dauert neun Monate. Für jeden neuen Jahrgang wird ausgelost, wer dienen muss. In Lettland wurde der Dienst 2024 verpflichtend. Er dauert elf Monate am Stück in der Armee oder verteilt auf fünf Jahre in der Nationalgarde.

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Doch schon vor dem Wehrdienst werden militärische Grundkenntnisse an den Schulen vermittelt. Estland hat dies 2023 verpflichtend gemacht. In den weiterführenden Schulen lernen Schüler:innen ab der 10. Klasse 35 Stunden im Jahr Theorie, ergänzt um weitere 35 Stunden praktisches Training unter freiem Himmel. Ab dem kommenden Schuljahr soll auch der Umgang mit Drohnen geübt werden.

In Lettland ist der Wehrunterricht an weiterführenden Schulen seit 2024 Pflicht. 112 Stunden werden auf 2 Schuljahre verteilt. Das Ziel: "Ein aktives, mobiles und fähiges Mitglied der Gesellschaft zu werden, dass in der Lage und willens ist, sich selbst, seine Mitmenschen und Lettland zu verteidigen." Die Bilanz nach einem Jahr: In manchen Schulen fehlte es an Instruktoren und Räumen, in der dicht besiedelten Region um die Hauptstadt Riga waren Schießplätze knapp, wie der lettische Rundfunk berichtete.

In Litauen können Jugendliche freiwillig bei Wehrtraining mitmachen oder mit Drohnen üben. Träger ist der paramilitärische Litauische Schützenbund. Die Armee beklagte unlängst einem Rundfunkbericht zufolge, dass viele ihrer Rekrut:innen nicht fit genug seien für den Wehrdienst.

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