Drei Tote, mindestens 50 Verletzte
Tödliches Zugunglück in Baden-Württemberg: Jetzt ist die Ursache klar
- Aktualisiert: 28.07.2025
- 07:31 Uhr
- dpa
Bei einem Zugunglück in Baden-Württemberg sind drei Menschen gestorben, rund 50 wurden verletzt. Über den Grund des Unglücks herrscht jetzt Klarheit.
Das Wichtigste in Kürze
Bei dem Zugunglück nahe Riedlingen kamen drei Menschen ums Leben, darunter der Lokführer und ein weiterer Bahnmitarbeiter, rund 50 weitere Personen wurden verletzt.
Die Polizie geht davon aus, dass ein durch Starkregen ausgelöster Erdrutsch zu der Katastrophe geführt hat.
Die Bahnstrecke bleibt gesperrt, während hunderte Einsatzkräfte vor Ort sind.
Das tödliche Zugunglück im Südosten Baden-Württembergs ist nach ersten Ermittlungen der Polizei vermutlich durch einen durch Starkregen ausgelösten Erdrutsch verursacht worden. "Das Wasser löste einen Erdrutsch im Böschungsbereich zu den Gleisen hin aus, was wiederum wohl die Entgleisung verursachte", teilten die Ermittler mit. Die Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen. Es gebe derzeit keine Hinweise auf eine Fremdeinwirkung. Bei dem Unglück starben nach jüngsten Angaben der Ermittler 3 Menschen, mindestens 41 Menschen wurden verletzt.
Poliziei: Erdrutsch verursachte Zugunglück mit drei Toten
Unter den Toten sind laut Kreisbrandmeisterin Charlotte Ziller der Lokführer und ein weiterer Mitarbeiter der Deutschen Bahn (DB). Eine weitere Person kam am Sonntagabend bei dem Unfall in Riedlingen ums Leben. Zudem gehen die Einsatzkräfte inzwischen von rund 50 Verletzten aus. 25 davon seien schwer verletzt, sagte Ziller. Bis dahin war von 34 Verletzten die Rede gewesen.
Dem Deutschen Wetterdienst zufolge waren in den frühen Sonntagabendstunden unwetterartige Gewitter über die Region gezogen. Lokal seien in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol in München. Allerdings habe der DWD am genauen Unglücksort keine Messstation, um für dort konkrete Angaben machen zu können.
DB-Chef Richard Lutz, Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sowie die Verkehrsminister von Bund und Land, Patrick Schnieder (CDU) und Winfried Hermann (Grüne), wollen am Montagvormittag (28. Juli) nach Riedlingen kommen. Sie wollen unter anderem mit Einsatzkräften sprechen und sich einen Eindruck an der Unfallstelle machen.
Bahnchef und Spitzenpolitiker kondolieren
Alle bei der DB seien tief erschüttert und bestürzt über das schwere Zugunglück, sagte Lutz laut Mitteilung. "Mein tief empfundenes Mitgefühl und meine Anteilnahme gilt den Angehörigen der Verstorbenen. Den Verletzten wünsche ich eine schnelle und vollständige Genesung." Sein ausdrücklicher Dank gelte allen Einsatzkräften und Helfern, die vor Ort seien.
Auch mehrere Politiker bekundeten ihre Anteilnahme. So schrieb Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) auf dem Portal X: "Wir trauern um die Opfer. Ihren Angehörigen spreche ich mein Mitgefühl aus." Mit dem Innenminister und dem Verkehrsminister stehe er im engen Kontakt und habe sie gebeten, die Rettungskräfte mit allen Mitteln zu unterstützen.
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"Aktuell lässt sich das gesamte Ausmaß des Zugunglücks bei Riedlingen nur erahnen", erklärte Bundesverkehrsminister Schnieder. Die Lage vor Ort sei erschütternd. "Wir stehen im engen Austausch mit der Bahn und unterstützen, wo wir können. Unsere Experten sind unterwegs, um gemeinsam mit den Ermittlungsbehörden die Unfallursache zu untersuchen."
Regierungschef Kretschmann sprach von einer tragischen Nachricht. Er sei erschüttert. "Mein tief empfundenes Beileid gilt den Angehörigen der Opfer."
Mindestens zwei Waggons entgleist
In dem betroffenen Zug der Linie RE 55 saßen laut einem Sprecher der Bundespolizei rund 100 Menschen. Der Regionalexpress war von Sigmaringen nach Ulm unterwegs, als gegen 18.10 Uhr in der Nähe des Riedlinger Stadtteils Bechingen den Angaben zufolge mindestens zwei Waggons entgleisten. Der Unfallort liegt rund 45 Kilometer südöstlich von Ulm.
Die Leitstelle Reutlingen meldete einen sogenannten "Massenanfall von Verletzten" - das bezeichnet im Rettungswesen eine Situation, bei der eine große Zahl von Verletzten oder Erkrankten versorgt werden muss. Am Unfallort waren laut Innenminister Strobel mehrere hundert Einsatzkräfte mit entsprechendem Gerät und sechs Rettungshubschrauber im Einsatz.
Auch Einheiten des Bayerischen Roten Kreuzes unterstützen im Nachbar-Bundesland. Weitere Einheiten könnten bei Bedarf nach Baden-Württemberg verlegt werden, hieß es in einer Mitteilung.
Für Angehörige wurde eine Sammelstelle in einem Bürgerzentrum eingerichtet. Die DB hat für Betroffene und deren Angehörige eine kostenlose Sonder-Hotline unter 0800 3 111 111 eingerichtet. Außerdem stünden Notfallseelsorger und Krisenpsychologen für betroffene Reisende und Mitarbeitende bereit.
Dauer der Streckensperrung unklar
Das Tochterunternehmen DB Regio BW betreibt das Regionalzugnetz Donau-Ostalb. Hierzu gehört auch die Linie RE 55, die stündlich bis alle zwei Stunden fährt.
Auf der Internetseite der Bahn informierte der Konzern, dass der Bahnverkehr zwischen Munderkingen und Herbertingen eingestellt sei. "Grund hierfür ist eine Zugentgleisung auf der Strecke." Über die Dauer der Sperrung lagen den Angaben nach zunächst keine Informationen vor. Fahrgäste zwischen Ulm und Munderkingen sollte Züge des Bahnunternehmens SWEG nutzen, hieß es. Es wurde zudem ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.
Wie lange die Sperrung andauert, war zunächst unklar. Nachdem alle Verletzten versorgt worden seien, bereiteten sich die Einsatzkräfte nun darauf vor, die entgleisten Waggons von den Gleisen zu bergen, sagte Kreisbrandmeisterin Ziller am Abend an der Unglücksstelle.