Wegen Israels Blockaden
WFP beklagt: Gazastreifen ist "Hölle auf Erden" - hier im Video ansehen
- Veröffentlicht: 23.07.2025
- 15:06 Uhr
- Emre Bölükbasi
WFP-Deutschlandchef Martin Frick warnt: Der Gazastreifen steht am Rand des völligen Kollapses. Hunger, Gewalt und Blockaden machen Hilfe fast unmöglich. Der Grund: die israelischen Blockaden.
Das Wichtigste in Kürze
Im Gazastreifen herrscht Ausnahmezustand.
Martin Frick vom UN-Welternährungsprogramm warnt vor einem totalen Zusammenbruch.
Hilfe kommt nur noch tröpfchenweise – wenn überhaupt.
Der Leiter des Deutschland-Büros des Welternährungsprogramms (WFP), Martin Frick, hat die humanitäre Lage im Gazastreifen infolge der israelischen Angriffe als "Hölle auf Erden" bezeichnet. "Die Situation ist absolut katastrophal. Die Menschen sind unterernährt, es gibt kein Wasser, es gibt keine Medikamente. Es gibt eigentlich auch keine Hoffnung", sagte er gegenüber :newstime.
Die Gewalt habe den gesamten Gazastreifen erfasst, betonte Frick. "Im gesamten Gazastreifen wird praktisch gekämpft. Offiziell gibt es etwas mehr als zehn Prozent der Fläche, wo sich Menschen überhaupt noch aufhalten können", schilderte er. Aber auch dort sei "niemand sicher". Hunderttausende Zivilist:innen seien auf engstem Raum zusammengepfercht – auch in vermeintlich "sicheren Zonen", die den Namen offenbar nicht verdienen. "Selbst da sind sie nicht sicher, wie wir leider immer wieder beobachten müssen."
Kritik an Israels Blockaden
Die Hilfe vor Ort sei kaum noch möglich. Der öffentliche Raum sei zusammengebrochen, die Verteilung von Hilfsgütern fast unmöglich. "Wir haben große Mengen Lebensmittel, wir brauchen nur die Erlaubnis, in den Gazastreifen zu fahren." Die israelische Blockade dauere faktisch an: "Wir haben bis zum 21. Mai die längste Blockade des Gazastreifens in der Geschichte gehabt. Seitdem kommt nur tröpfchenweise Hilfe an." Der Bedarf sei aber riesig: "Wir bräuchten 100 Lastwagen am Tag, mindestens." Derzeit kämen nur 20 bis 30 Lastwagen täglich durch. "Zum Vergleich: Zu Friedenszeiten waren das 500 bis 700."
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Dass so wenig ankommt, hat laut Frick konkrete Gründe: "Engpässe sind Grenzkontrolle, unzuverlässige Abwicklung, unsichere Korridore und immer wieder Gewalt." Kein Sack Mehl, keine Flasche Öl komme ohne Genehmigung der israelischen Sicherheitskräfte in das Gebiet. Gleichzeitig seien die Helfer:innen selbst massiver Gefahr ausgesetzt: "Gaza ist der tödlichste Konflikt für humanitäre Helfende weltweit. Wir haben fast 500 Tote zu beklagen bei humanitären Helfern, davon mehr als die Hälfte von UN-Organisationen."
Fricks Forderung ist klar: "Wir brauchen einen sofortigen Waffenstillstand. Wir brauchen offene Grenzen, wir brauchen unbürokratische Kontrollen an der Grenze." Die Versorgung könne kurzfristig anlaufen: "Wir haben außerhalb des Gazastreifens 140.000 Tonnen Lebensmittel, genug, um 2,2 Millionen Menschen für zwei Monate zu ernähren. Aber wir brauchen grünes Licht." Ohne das werde das Leid der Bevölkerung weiter eskalieren.