Zu wenig Platz für Guinea-Paviane
12 Paviane getötet: Tiergarten Nürnberg einen Tag geschlossen
- Aktualisiert: 29.07.2025
- 16:40 Uhr
- Laura Gebertshammer
Wegen betrieblicher Gründe müssen Besucherinnen und Besucher heute draußen bleiben. Tieraktivisten vermuten, dass nun Paviane getötet werden. Jetzt ist bekannt: Zwölf Tiere wurden getötet.
Das Wichtigste in Kürze
Der Nürnberger Tiergarten hat sich vorbereitet, einige Guinea-Paviane aus Platzmangel zu töten.
Insgesamt zwölf Tiere wurde heute in Nürnberg getötet. Der Zoo blieb deshalb geschlossen.
Pro Wildlife, der Deutsche Tierschutzbund und die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht kündigten an, dass sie nun Strafanzeige stellen werden.
Laut Tiergarten waren Auswilderung, Abgabe oder Verhütung leider nicht möglich.
Tiergarten Nürnberg tötet zwölf Paviane
Aus Platzmangel hat der Nürnberger Tiergarten zwölf Paviane getötet. Das teilte der Tiergarten am Dienstagnachmittag mit. Aus Sicht von Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen verstößt die Tötung der Affen gegen das Tierschutzgesetz. Pro Wildlife, der Deutsche Tierschutzbund und die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht kündigten an, dass sie nun Strafanzeige stellen werden.
Dass er überzählige Paviane töten wolle, hatte der Tiergarten bereits im Februar 2024 bekanntgegeben. Von Tierrechts- und Tierschutzorganisationen kam scharfe Kritik. Zuletzt waren die Proteste immer lauter geworden.
Aktivisten und Aktivistinnen waren am Dienstag nach Angaben der Polizei über ein Tor in den Tiergarten eingedrungen. Einige klebten sich dort am Boden fest. Die Polizei nahm diese vorläufig fest. Der Tiergarten hatte am Morgen überraschend angekündigt, an dem Tag "aus betrieblichen Gründen" geschlossen zu bleiben. Die Organisation Animal Rebellion rief daraufhin zu einer Protestaktion gegen die Tötung der Paviane vor dem Eingang auf.
Auswilderung und Abgabe war nicht möglich
Das Pavian-Gehege ist seit langer Zeit überbelegt. In dem Gehege lebten dem Tiergarten zufolge zuletzt mehr als 40 Tiere, ausgelegt war es aber für 25 erwachsene Affen plus Jungtiere. Dadurch kam es demnach verstärkt zu Konflikten, bei denen sich die Tiere verletzten.
Der Tiergarten sah schließlich nach eigenen Angaben keine andere Möglichkeit, als einige der Tiere zu töten. Überzählige Tiere an andere Einrichtungen abzugeben, sei nicht möglich gewesen, erklärte Direktor Dag Encke. Ein implantiertes Verhütungsmittel bei den Weibchen habe nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Eine Auswilderung oder ein weiterer Ausbau des Geheges komme ebenfalls nicht infrage.
Der Tiergarten kündigte an, dass sich der Direktor und sein Stellvertreter zu mehr Details auf einer Pressekonferenz um 17.30 Uhr äußern werden.
Tierschutzorganisationen halten Tötung für vermeidbar
Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen halten die Probleme dagegen für hausgemacht. "Was wir befürchtet hatten, ist eingetreten: Gesunde Tiere mussten sterben, weil ein Zoo über Jahrzehnte verantwortungslos gezüchtet und keine nachhaltigen Lösungen entwickelt hat", teilte Pro Wildlife mit. "Diese Tötung war vermeidbar und ist aus unserer Sicht rechtswidrig."
Der Deutsche Tierschutzbund sprach von einem Tabubruch. "Die Verantwortung für Tiere, die man als Zoo hält und züchtet, endet nicht dort, wo es räumlich, finanziell oder organisatorisch unbequem wird", teilte dieser mit.
Die Organisationen befürchten außerdem, dass die Tötung der Paviane erst der Anfang sein könnte. "Mit den Pavianen wird ein gefährliches Exempel statuiert - es wird nicht bei dieser einen Tierart bleiben, wenn diese Praxis des Tötens ungewollter Zootiere erst etabliert ist", sagte etwa Laura Zodrow von Pro Wildlife. Sie fordert deshalb, dass die Politik die rechtlichen Rahmenbedingungen für Zoos und deren Zuchtprogramme verschärft.
Tötung von Tieren im Zoo ist gängige Praxis
Dass Tiere in Zoos getötet werden, ist laut dem Deutschen Tierschutzbund "gängige Praxis". In vielen Zoos werden extra Futtertiere gezüchtet, die als Mahlzeit für Löwen, Tiger und andere Fleischfresser vorgesehen sind. Aber auch überzählige Zootiere werden getötet und verfüttert. Trotzdem sorgen solche Fälle immer wieder für Schlagzeilen, etwa 2014 die Tötung von Giraffe Marius im Kopenhagener Zoo oder die eines Zebras 2023 in Leipzig.
Auch der Nürnberger Tiergarten verfüttert regelmäßig extra gezüchtete Futtertiere, aus Platzgründen aber auch vom Aussterben bedrohte Somali-Wildesel und Prinz-Alfred-Hirsche - und informiert die Öffentlichkeit darüber auf Schautafeln. Dass es nun so einen Aufschrei bei den Paviane gibt, erklärt Direktor Dag Encke damit, dass es sich um Affen handelt, nahe Verwandten des Menschen.
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- Verwendete Quelle:
- Nachrichtenagentur dpa