Gut für Pflanzen, schlecht für Ökosysteme
Tipps für Garten und Umwelt: Darum solltest du Blumenerde ohne Torf verwenden!
- Aktualisiert: 28.07.2023
- 20:16 Uhr
- Anna Ulrich
Das Wichtigste in Kürze
Torf steckt in vielen Blumenerden, die im Garten- oder Baumarkt angeboten werden.
Was viele nicht wissen: Torf hat zwar viele Vorteile, aber schadet auch immens der Umwelt. Doch woran erkennen wir eigentlich torffreie Erde und welche Alternativen gibt es?
Torf in der Blumenerde soll gut für Pflanzen sein und mit nahezu allen Gewächsen matchen - aber er schadet der Natur. Wie das zusammenpasst, warum torffreie Blumenerde die bessere Alternative ist und worauf du beim Kauf achten solltest.
Im Clip: Welche Blumenerde ist die richtige?
Was ist Torf und warum steckt es in Blumenerde?
Torf ist eine Erde, die hauptsächlich aus Pflanzenresten besteht und in Mooren wächst. Und dabei hat er es nicht leicht: Torf entsteht unter Wasser aus abgestorbenen Moorpflanzen, bei einem sauren pH-Wert und unter Sauerstoffmangel. Als Pflanzenerde hat Torf einige Vorteile: Torf ist günstig, nährstoff- und salzfrei, wird nur langsam zersetzt und kann viel Wasser aufnehmen. Deshalb wird Torf gern eingesetzt, um die Durchlüftung des Bodens zu verbessern.
Die meisten Pflanzen kommen allerdings auch ohne Torf gut aus. Denn einer der Nachteile von Torf ist, dass er den Boden saurer werden lässt und das aufgenommene Wasser auch schnell wieder abgibt, sodass torfhaltige Böden an heißen Tagen schneller austrocknen - und die Pflanzen gleich mit. Doch das ist noch nicht mal das schlimmste Problem am Torf in Blumenerde.
Schadet Torf in der Blumenerde der Umwelt?
Ganz klar: Ja. Denn durch den Torfabbau - unter anderem für die Herstellung von Blumenerde - werden Moore entwässert. Dabei wird nicht nur der Lebensraum zahlreicher Tiere und Pflanzen zerstört, sondern auch noch tonnenweise CO2 freigesetzt. Denn pro Hektar binden Moore etwa 700 Tonnen Kohlenstoff - viel mehr als dieselbe Fläche Wald. Gelangt beim Entwässern eines Moors Sauerstoff in den Torf, wird der gebundene Kohlenstoff als CO2 freigesetzt. Moore wirken demnach als Kohlenstoffspeicher und natürlicher Klimaschutz gegen die Erderwärmung.
Doch um den Torf für Blumenerde herzustellen, werden die seit der letzten Eiszeit langsam gewachsenen Biotope zerstört, und dadurch laut Schätzungen etwa 6 Prozent der globalen CO2-Emission verursacht. Weltweit wurden bereits 92 Prozent aller Moore entwässert, abgebaut oder land- und forstwirtschaftlich genutzt. Noch heute werden rund 1 Milliarde Tonnen Moorboden jährlich in Europa abgetragen, die viele Tonnen CO2 in die Atmosphäre freisetzen.
Allein in Deutschland werden jährlich 53 Millionen Tonnen CO2 durch den Torfabbau freigesetzt. Das entspricht knapp 7 Prozent der jährlichen Treibhausgas-Emissionen Deutschlands. Das Schlimmste daran: Diese Ökosysteme wiederherzustellen, ist extrem schwierig, denn Moore entwickeln sich nur sehr langsam und wachsen im Schnitt nur 1 Millimeter pro Jahr.
Wie viele Moorgebiete gibt es noch in Deutschland?
Früher waren rund 5 Prozent der Fläche Deutschlands von Mooren bedeckt. Inzwischen ist diese Fläche auf etwa 3,5 Prozent zurückgegangen, Tendenz sinkend. Das moorreichste Bundesland ist Niedersachsen. Demnach befinden sich dort auch viele Torfabbaugebiete. Um die verbleibenden Moor- und Sumpfgebiete vor der Entwässerung zu bewahren, und so die Freisetzung von noch mehr CO2 zu verhindern, und um heimische Kleintiere und Pflanzen zu schützen, stehen viele Moore heute unter Naturschutz.
Wofür wird Torf sonst noch verwendet?
All der abgebaute Torf wird natürlich nicht allein für Blumenerde verwendet. Torf wird außerdem als Brennstoff verwendet, im industriellen Gemüseanbau eingesetzt und in der Medizin- und Kosmetikindustrie genutzt. Klimaschützer:innen sehen vor allem den privaten Gebrauch von Torf, zum Beispiel in Blumenerde, als problematisch an. Die Menge an Torf in Gartenbeeten und Blumentöpfen zeigt, dass sich viele Menschen der katastrophalen Klimabilanz des Materials nicht bewusst sind.
Woran erkennt man torffreie Blumenerde?
Einige wenige Hersteller bieten inzwischen Blumenerde ohne Torf an. Statt kostbarem Moorboden sorgt hier eine Mischung aus Holzfasern, Kompost und Rindenhumus für die positiven Effekte im heimischen Blumentopf. Umweltbewusste Hobbygärtner:innen erkennen die weniger bedenkliche Blumenerde im Handel an Bezeichnungen wie "torffrei" oder "ohne Torf”. Mit der konsequenten Kaufentscheidung für Produkte ohne Torf können Kund:innen das Angebot der Garten- und Baumärkte beeinflussen. Doch Achtung: "Torfarme" oder "torfreduzierte" Blumenerde enthält immer noch einen recht hohen Torfanteil.
Auch bei Bio-Blumenerde sollte man genauer hinschauen, da auch die trotz der Bezeichnung "bio" Torf enthalten kann. Ein genauer Blick auf die Inhaltsstoffe lohnt sich auch deshalb, weil Blumenerde ohne Torf häufiger Insektizide enthält, da die Erde sonst schneller von Trauermücken befallen wird.
Torffreie Erde erkennt man nicht zuletzt auch am Geruch, denn sie riecht ganz anders als herkömmliche Blumenerde mit Torf. Das liegt daran, dass enthaltene Mikroorganismen organische Substanzen in für Pflanzen verfügbare Nährstoffe umwandeln. Wer eine empfindliche Nase hat, kann die Erde erst ein paar Tage auflockern und auslüften lassen. Der ungewohnte Geruch ist in jedem Fall ein gutes Zeichen und zeugt von hoher Qualität der Erde.
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Welche Torf-Alternativen gibt es?
Wer die Vorteile von Torf in seinem Garten braucht, aber der Umwelt zuliebe nun auf Blumenerde ohne Torf umsteigen will, kann zu Bodenverbesserung einfach eine dieser Torf-Alternativen verwenden:
1. Kompost
Das organische Material aus der Komposterde wirkt als natürlicher Dünger und macht Torf überflüssig. Er liefert wichtiges Phosphat und Kalium. Zusätzlich sollte dann Stickstoff zugeführt werden. So kannst du Kompost selbst herstellen und Kaffeesatz, Bier & Co. als natürlichen Dünger nutzen. Wie du Hortensien schneiden und düngen und wie du Rosen und Dahlien richtig düngen kannst, verraten wir in unseren Gartentipps.
2. Grünkompost
Auch Rasen- oder Heckenschnitt und Laub lassen sich zu hochwertigem Dünger kompostieren, der die Bodenqualität des Gartens verbessert. Wie du das Step-by-Step machst, erklären wir dir: So kannst du Rasenschnitt kompostieren.
3. Rindenhumus
Rindenhumus aus Baumrinden wird häufig als Torfersatz in torffreier Erde verwendet und eignet sich daher ebenfalls gut. Der meist aus der Rinde von Fichten gewonnene Rindenhumus nimmt Wasser gut auf und gibt es langsam wieder an die Pflanzen ab.
4. Holzfasern
Holzfasern als Torfersatz sorgen für eine krümelige Struktur des Bodens und somit für eine gute Durchlüftung der Pflanzenerde.
5. Gartensubstarte
Im Gartenfachhandel findet man außerdem Tonmineralien und Lavagranulat als geeignete Torf-Alternativen. Die sollen sich sogar noch besser auf den Boden auswirken als Torf.
6. Vorsicht bei Kokosfasern und Xylit
Auch Kokosfasern und Xylit werden gern als Torf-Alternative vorgeschlagen. Doch als umweltfreundlichere Alternative können sie nicht durchgehen. Kokosfasern wegen des langen Transportweges und Xylit, da es sich dabei um ein Abfallprodukt aus dem Braunkohletagebau handelt.
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Was muss man bei torffreier Erde sonst noch beachten?
Wer Blumenerde ohne Torf verwendet, muss häufiger düngen. Besonders wenn in der Erde Holzfasern als Torfersatz eingesetzt werden, sollte regelmäßig mit organischem Stickstoff-Dünger nachgeholfen werden. Außerdem lohnt es sich, bei torffreier Erde den pH-Wert im Blick zu behalten. Denn der ist häufig höher. Durch die Kombination mit kalkhaltigem Gießwasser kann so schneller ein Mangel an Spurenelementen - wie zum Beispiel Eisen - entstehen. Kalium und Phosphor sind hingegen durch den hohen Kompostanteil in der Erde meist ausreichend vorhanden und müssen, anders als Stickstoff und möglicherweise Eisen, in der Regel nicht extra hinzugefügt werden.