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Bundestagsvizepräsident

Bodo Ramelow ringt mit der Linken – "Verlasse ich die Partei oder sie mich?"

  • Aktualisiert: 20.06.2025
  • 12:42 Uhr
  • dpa
"Keine Spaßpartei!": Bodo Ramelow kritisiert die neue Ausrichtung der Linken. (Symbolbild)
"Keine Spaßpartei!": Bodo Ramelow kritisiert die neue Ausrichtung der Linken. (Symbolbild)© Hendrik Schmidt/dpa

Zehn Jahre war der Linken-Politiker Bodo Ramelow Ministerpräsident in Thüringen. Nach einem turbulenten Landesparteitag stellt er nun sehr grundsätzliche Fragen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Linken-Politiker Bodo Ramelow stellt den Kurswechsel seiner Partei infrage.

  • Hintergrund ist ein Parteitag in Thüringen, bei dem junge Mitglieder einen politischen Richtungswechsel forderten und Spitzenpersonal austauschten.

  • Die Bundesvorsitzende Schwerdtner verteidigt die Neuausrichtung und sieht Ramelows Kritik als überholt.

Der langjährige Linken-Politiker Bodo Ramelow zeigt sich irritiert über den Wandel seiner Partei und spricht sogar von einem möglichen Bruch. "Heute ist mir beim Aufwachen ein Satz durch den Kopf gegangen, der mich nicht loslässt: Bin ich dabei, die Partei zu verlassen – oder verlässt meine Partei gerade mich?", schrieb der frühere Thüringer Ministerpräsident und heutige Bundestagsvizepräsident in einem Beitrag auf seiner Webseite.

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Hintergrund ist ein turbulenter Linken-Landesparteitag in Ilmenau am vergangenen Wochenende. Nach einer Kontroverse über Ämtertrennung wurde das Spitzenpersonal ausgetauscht. Ramelow kritisiert diverse Redebeiträge, so etwa die Forderung nach einem Kurswechsel der Landespartei, nach einer Fehleranalyse der zehnjährigen Regierungszeit der Linken und einem Einkommensdeckel für Abgeordnete.

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"Wir wollen doch keine Spaßpartei werden"

"Die Linke in Bewegung darf nicht zu einer Bewegungslinken werden, die sich selbst isoliert", schrieb Ramelow. Parteiarbeit müsse Spaß machen. "Aber wir wollen doch keine Spaßpartei werden. Wir wollen auch keine Elitenpartei sein. Wir wollen auch keine Partei der 'besseren Menschen' werden, sondern eine Partei, die an der Verbesserung der Lebensumstände für alle Menschen arbeitet! Nicht nur eine Partei, die sich bewegt, sondern eine Partei, die etwas bewegt – nämlich etwas zum Guten für jeden Menschen." 

Schwerdtner: "Zurecht kritisches Verhältnis zum Regieren"

Die Bundesvorsitzende der Linken, Ines Schwerdtner, reagierte zurückhaltend. "Bodo Ramelow und anderen Parteimitgliedern, die in Regierung Verantwortung übernommen haben, gebührt Respekt", sagte Schwerdtner der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Und doch gibt es zu Recht auch ein kritisches Verhältnis zum Regieren, das gerade in der Partei aufgearbeitet wird. Diese Debatte ist richtig, sie läuft in Thüringen wie auch in der Gesamtpartei."

Tatsächlich beziehe die Linke Position für die Mehrheit der Bevölkerung, genau wie Ramelow es fordere, fuhr Schwerdtner fort. "Wir stellen also den Klassenkampf zwischen oben und unten wieder nach vorne. Das ist das, womit wir erfolgreich sind." Ramelows Beitrag sei deshalb "so ein bisschen wie ein Brief an die Partei von vor einem halben Jahr oder Jahr vielleicht, aber eigentlich nicht die aktuelle Partei."

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Junge dominierten

Der 69-jährige Ramelow hatte als eine der "Silberlocken" zusammen mit Gregor Gysi und Dietmar Bartsch zum Erfolg der Linken bei der Bundestagswahl beigetragen und ein Direktmandat in Erfurt gewonnen. Die Partei hatte nach einem jahrelangen bundesweiten Tief binnen kurzer Zeit Boden gut gemacht und bei der Wahl im Februar 8,8 Prozent der Stimmen erreicht. Zugleich traten seit Jahresbeginn bundesweit Zehntausende neue Mitglieder:innen ein.

Bei dem Thüringer Parteitag hatten junge Mitglieder dominiert, die sich kritisch zu einigen Positionen des Vorstandes äußerten. In Thüringen hatte die Linke bei der Landtagswahl im Herbst mit 13,1 Prozent der Stimmen viel schwächer abgeschnitten als zuvor und war nach zehn Jahren in der Regierung auf die Oppositionsbank gewechselt.

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